Verwirrung und Frustration über Thailands Alkoholgesetze an buddhistischen Feiertagen
Am lästigsten ist für mich – wie für viele andere Langzeit-Rentner auch – die absurde Regelung, dass ich selbst im Big C in Pattaya auf bestimmte Uhrzeiten achten muss, nur um mir abends mal eine Flasche Wein zu gönnen. Der angebliche Grund? Der Schutz von Schulkindern, die angeblich versucht sein könnten, Alkohol zu kaufen. Doch das ist Unsinn: Zu diesen Zeiten sind die Kinder in der Schule – nicht auf Shoppingtour im Supermarkt. Für uns ältere Menschen, die in Thailand leben und keine nächtlichen Partys feiern, ist diese Einschränkung schlicht eine unnötige Schikane. Der Witz ist, das gilt nicht nur an buddhistischen Feiertagen sondern immer. Euer Helmut
14.07.2025
Während Thailand am 10. und 11. Juli 2025 den Asalha-Bucha-Tag sowie den Beginn der buddhistischen Fastenzeit begeht, herrscht bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen große Unsicherheit über die aktuellen Alkoholregelungen. Die kürzlich eingeführten Änderungen haben zu einem unübersichtlichen Regelwerk geführt, das vielerorts auf Unverständnis und Frustration stößt.
Traditionell gelten diese religiösen Feiertage als „trockene Tage“, an denen landesweit kein Alkohol verkauft werden darf. Diese Verbote beruhen auf dem Alkoholkontrollgesetz von 2008 und betreffen alle fünf großen buddhistischen Feiertage – Makha Bucha, Visakha Bucha, Asalha Bucha sowie den Beginn und das Ende der buddhistischen Fastenzeit. Ziel ist es, die religiösen Werte zu achten und öffentliche Nüchternheit zu fördern.
Im Rahmen der Kampagne „Amazing Thailand Grand Tourism and Sports Year 2025“ hat die thailändische Regierung jedoch eine Lockerung dieser Regeln beschlossen, um den Tourismus – eine tragende Säule der thailändischen Wirtschaft – zu unterstützen.
Neue Ausnahmen sorgen für Unsicherheit
Seit dem 10. Mai 2025 ist es bestimmten Betrieben erlaubt, auch an religiösen Feiertagen Alkohol auszuschenken. Dazu zählen:
- Internationale Flughäfen
- Lizensierte Hotels
- Registrierte Bars und Clubs in offiziellen Unterhaltungszonen
- Veranstaltungsorte für größere nationale oder internationale Events in ausgewiesenen Touristenzonen
Diese neue Regelung wurde am 9. Mai 2025 offiziell im Regierungsanzeiger veröffentlicht.
Der Haken: Supermärkte, kleinere Restaurants und Convenience-Stores wie 7-Eleven oder Family Mart bleiben weiterhin vom Verkauf ausgeschlossen. Diese Ausnahmen schaffen ein komplexes Regelwerk, das je nach Ort und Art des Betriebes unterschiedlich ausgelegt wird – was zu großer Verwirrung bei Gästen und Geschäftsinhabern führt.
Touristen und Betreiber gleichermaßen verunsichert
Für viele ausländische Besucher, insbesondere in Städten wie Bangkok, Pattaya oder Phuket, ist die Lockerung des Alkoholverbots einerseits eine Erleichterung, andererseits ein Grund zur Verwirrung. Lisa Hamilton, Präsidentin der „Pattaya Nightlife Business Association“, betont:
„Viele Touristen verstehen die unterschiedlichen Regelungen nicht. Das Alkoholverkaufsverbot an Feiertagen war für viele ein unverständliches Hindernis bei der Planung ihres Aufenthalts.“
Ein typisches Beispiel: Ein Nachtclub mit Lizenz in Pattaya darf alkoholische Getränke servieren – das benachbarte Restaurant ohne entsprechende Genehmigung jedoch nicht, obwohl beide in einem touristisch stark frequentierten Bereich liegen. Während in der einen Location gefeiert wird, herrscht beim Nachbarn trockene Ernüchterung – buchstäblich.
Einheimische zwischen Wirtschaft und Tradition
Auch viele Thailänder sind zwiegespalten. Während die Gastronomiebranche und Hoteliers die neue Regelung als wirtschaftliche Chance begrüßen, gibt es zugleich deutliche Kritik. Das „Stop Drink Network“ befürchtet eine Aushöhlung religiöser Werte, besonders in ländlichen Regionen, wo das Verbot weiterhin strikt gilt. Viele Betreiber entscheiden sich daher aus Vorsicht gegen den Verkauf, um Geldstrafen bis zu 10.000 Baht oder sogar Haftstrafen von bis zu sechs Monaten zu vermeiden.
Supermärkte und kleinere Restaurants besonders betroffen
Besonders ärgerlich empfinden viele Menschen, dass Läden wie 7-Eleven, Tesco Lotus oder Tops Supermarkt keinen Alkohol verkaufen dürfen, selbst wenn gegenüber eine Hotelbar geöffnet ist. Die Schilder, die auf das Verkaufsverbot hinweisen, wirken dann eher wie eine Erinnerung an die Inkonsequenz der Umsetzung als an die eigentliche Regel.
Auch kleinere Restaurants sehen sich in einer schwierigen Lage. Während Betriebe mit entsprechender Lizenz ausschenken dürfen, ist das für andere – trotz vergleichbarem Ambiente – untersagt. Die Regelungen sind nicht nur schwer verständlich, sondern werden auch regional unterschiedlich durchgesetzt.
Behörden stehen unter Druck
Die Durchsetzung liegt im Ermessen der lokalen Behörden, was zu großen Unterschieden zwischen Provinzen führt. In touristischen Hotspots wird stärker kontrolliert, während in ländlichen Gegenden die Regel oft großzügiger ausgelegt wird. Erschwerend kommt hinzu, dass es bislang keine endgültige, transparente Liste der offiziell anerkannten „Touristenzonen“ gibt. Viele Unternehmer wissen daher nicht, ob sie von den Ausnahmen profitieren oder mit Konsequenzen rechnen müssen.
Das „Stop Drink Network“ warnt ausdrücklich davor, Alkohol auszuschenken, bevor die Zonen offiziell definiert wurden. Der Hinweis: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Ein Barbetreiber in Bangkok bringt es auf den Punkt:
„Es ist zwar ein Fortschritt – aber das Kleingedruckte ist entscheidend.“
Fazit: Klarheit dringend nötig
Mit dem nahenden Ende der buddhistischen Feiertage im Jahr 2025 wächst der Druck auf die Behörden, endlich für Klarheit zu sorgen. Nur mit einer einheitlichen Kommunikation und einer offiziellen Liste genehmigter Verkaufsstellen kann ein Gleichgewicht zwischen Respekt vor religiösen Traditionen und den Bedürfnissen des Tourismus erreicht werden.